Wer wir sind
Wir sind ein Netzwerk von über 550 Studierenden und Nachwuchsökonom*innen im deutschsprachigen Raum und Teil der internationalen Bewegung für mehr Vielfalt in der Ökonomik.
Mit über 30 Lokalgruppen und überregionalen Projekten setzen wir uns als gemeinnütziger Verein für eine Pluralisierung der Forschung, Lehre und Praxis der Wirtschaftswissenschaften ein.
Seit unserer Gründung 2007 haben wir viele hundert Veranstaltungen organisiert, Texte veröffentlicht und eine der international renommiertesten Websites für ökonomische Bildung aufgebaut.
Warum plurale Ökonomik?
Ob Pandemie, Klimakrise, Finanzmarktinstabilität, soziale Ungleichheit – die Probleme unserer Zeit sind komplex und stark mit der Art unseres Wirtschaftens verbunden.
Damit hängt auch die Art zusammen, wie wir Wirtschaft in der Wissenschaft verstehen (lernen). Die einseitigen Antworten der Wirtschaftswissenschaften spiegeln sich in den vielseitigen Krisen der Gegenwart wider. Denn obwohl die Ökonomik eine Vielfalt an Theorien und Methoden bietet, um reale Probleme zu verstehen, beschränkt sich der wissenschaftliche Diskurs meist auf einen einzigen Ansatz – den der Neoklassik.
Angehende Ökonom*innen sind daher nicht in der Lage, zwischen unterschiedlichen Denkrichtungen abzuwägen, kritisch und interdisziplinär zu denken. Der verengte Blick der Wirtschaftswissenschaften trägt zum Beispiel durch eindimensionale Politikberatung und eine verkürzte Berichterstattung zu den destruktiven Konsequenzen gegenwärtigen Wirtschaftens bei.
Deshalb ist es unser Ziel, Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in der Wirtschaftswissenschaft zu fördern.
Die Ökonomik der Zukunft braucht vielfältige Blickwinkel und Ansatzpunkte: Nicht nur freier Markt, Wachstum und Wettbewerb, sondern auch Kooperation, Verantwortung und Verteilung müssen bereits im Studium thematisiert werden, um in Zukunft sozial gerecht und ökologisch nachhaltig zu wirtschaften.
Um die komplexen Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen, sollte ein Studium der Ökonomik verschiedene Lösungsansätze vermitteln, statt den wissenschaftlichen Blick zu verengen.
Geschichte
Juni 2000
Protest Studierender an der Universität Sorbonne in Paris
Die Wirtschaftsstudierenden forderten Wissenschaft statt Szientismus, Pluralismus statt neoklassischem Monotheismus, empirischen Realismus statt deduktiver Abstraktionen und riefen ihre Professoren auf, die Ökonomik aus ihrem selbstbezüglichem und sozial unverantwortlichen Zustand zu retten.
November 2003
Gründung eines pluralen Arbeitskreises in Deutschland
Lange verschlief Deutschland die französische Revolte und die internationale Dynamik der Debatte. Erst auf der Attac-Sommerakademie 2003 entstand eine studentische Initiative für plurale Ökonomik in der Bundesrepublik. Eine kleine Gruppe von Studierenden aus Berlin, Heidelberg und Regensburg gründete am 16. November 2003 in Heidelberg einen ersten Arbeitskreis.
November 2007
Gründung des eingetragenen Vereins
Die Ausrichtung von Konferenzen, Vortragsreihen und Wochenendseminaren sowie die Herausgabe eines Sammelbandes zu pluraler Ökonomik riefen ein breites Netzwerk an Sympathisant*innen und Unterstützer*innen hervor. Dieses umfasste sowohl Studierende als auch Wissenschaftler*innen und mittelständische Unternehmer*innen. Um die Arbeit des Arbeitskreises zu vereinfachen, wurde am 24.11.2007 ein eingetragener Verein gegründet.
September 2012
Veröffentlichung des Offenen Briefs
Über 900 Professor*innen und akademische Institutionen zeichneten den Offenen Brief. Die zentralen Forderungen umfassten Theorien- sowie Methodenvielfalt in Forschung und Lehre. Dazu sollte das Curriculum um Lehrveranstaltungen zur Geschichte des ökonomischen Denkens und zur Wissenschaftstheorie erweitert sowie interdisziplinäre Inhalte und plurale Lehrbücher in das Studium integriert werden. Außerdem sprach sich der Offene Brief für die Abkehr vom Thomson Reuters Impact Factor als alleinigem Maßstab für gute Forschung aus. Eine weitere Forderung war die Besetzung von mindestens 20 % der Lehrstühle mit heterodoxen Ökonom*innen.
November 2012
Umbenennung des Vereins in Netzwerk Plurale Ökonomik e.V.
Der real existierende Facettenreichtum der realen Welt soll sich in Form vielfältiger Methoden, Betrachtungsweisen und Theorien auch in der Volkswirtschaftslehre niederschlagen. Um die Arbeit des Netzwerks auf eine breitere sowie offenere Basis zu stellen und um in der Öffentlichkeit mit einem verständlichen Namen auftreten zu können, wurde schließlich auf der Mitgliederversammlung 2012 der aktuelle Name „Netzwerk Plurale Ökonomik“ gewählt.
Mai 2014
Internationaler Aufruf für eine plurale Ökonomik
Am 5. Mai 2014 rief die „International Student Initiative for Pluralism in Economics“ in Zeitungen weltweit zu einem Kurswechsel der Volkswirtschaftslehre auf. Der Aufruf machte eine breite Öffentlichkeit auf die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen aufmerksam, die die Einseitigkeit der Volkswirtschaftslehre mit sich bringt. Neben Initiativen unter anderem aus England, Frankreich, Brasilien und Indien hat von deutscher Seite das Netzwerk Plurale Ökonomik gemeinsam mit Lokalgruppen den Aufruf unterzeichnet.
Dezember 2015
Launch der e-Learning-Plattform Exploring Economics
Seit Ende 2015 betreibt das Netzwerk Plurale Ökonomik eine frei zugängliche e-Learning-Plattform für Wirtschaftswissenschaften namens Exploring Economics. Hier kannst du mit Hilfe von Kursen, Büchern, Dossiers und Übersichten in die Pluralität der Wirtschaftstheorien und -methoden eintauchen.
2019
Start des Zertifikatsprojekts
Das Zertifikatsprojekt des Netzwerks Plurale Ökonomik arbeitet daran, plurale ökonomische Inhalte in das Regelstudium von VWL & BWL Studierenden einzubringen. Ziel ist es, allen Studierenden und sich (Weiter-) Bildenden die Möglichkeit zu geben, ECTS-Punkte für Kurse der pluralen Ökonomik zu erlangen. Wir machen vom Rechtsrahmen der Hochschulen Gebrauch, der besagt, dass Lernende zwischen den Angeboten von Universitäten und Kursen wechseln können.
Mai 2020
Veröffentlichung des Impulspapiers
Das Netzwerk Plurale Ökonomik veröffentlichte einen umfassenden Forderungskatalog mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen für eine konstruktive Modernisierung der ökonomischen Lehre. Die „Impulse für eine zukunftsfähige ökonomische Lehre” richten sich an Lehrende und Hochschulen sowie an Landes- und Bundespolitik.
Partnerorganisationen
Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien
Karlshochschule
ZOE Institut
Young Scholars Initiative
Veblen Institute
Promoting Economic Pluralism
Stiftung Charles Leopold Mayer
Minerva University
Partners for a New Economy
Hochschule für Gesellschaftsgestaltung
Rethinking Economics
Institut für Sozioökonomie
Institute for New Economic Thinking
Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung
GLS Treuhand
GLS Bank Stiftung
Evangelische Akademie Thüringen
Dezernat Zukunft
Canopus Stiftung
Economists For Future